
Manche Leute sagen ja, Tollpatschigkeit wäre süß.
Alles Quatsch sage ich euch. Die sagen das nur, weil sie eigentlich heilfroh um die vielen peinlichen Momente sind, die sie nicht durchleben müssen. Es gibt also die Kategorie Menschen, die engelsgleich über all jene Fettnäpfchen hinüberschwebt – mit der selben Eleganz wie auch ihre Haare fallen. Das sind die Menschen, die weiß tragen können ohne danach auszusehen wie ein Kind auf dem Kinderspielplatz. Jene Wesen, die nicht noch mit über 18 ständig mit blauen Flecken auf den Schienbeinen herumlaufen und beim Essen keine flächige Abdeckfolie benötigen.
Und dann gibt es noch die andere Kategorie. Ja, die „Süßen“ wie sie manche gerne nennen, ich aber nenne sie die Köperklause, die Horsts, die Trampeltiere, die wie ein Rinozeros wild schnaubend durch jede Peinlichkeit dindurchstürmen. „Hey, ein Fettnäpfchen, warte ich komme!“ Hier bin ich daheim. Hier kann ich Bücher füllen. Hier 6 kleine Kurzgeschichten.

1) Ich habe drei Jahre lang in einem Klamottenladen gejobbt, um mein non-existentes Taschengeld etwas aufzubessern.
In dem Laden wurde sehr viel wert auf kompetente Beratung gelegt, die Kleidung war schließlich im oberem Preissegment. Einmal habe ich einen jungen Mann wegen einer Jeans beraten und meinte dabei mit Blick auf seine Hose: „Ja, die sitzt sehr gut im Schritt.“
Die peinliche Stille wurde nur noch durch den wütenden Blick seiner Freundin getoppt. Wenn es nur ein Termitenloch oder das einer mikroskobisch kleinen Amöbe im Boden gegeben hätte, ich wäre darin versunken. Sofort.

2) Für unseren letzten Urlaub in Portugal haben mein Freund und ich einen Roadtrip geplant. Haben wir groß überall verkündet. Freunde, Familie, Bekannte – alle waren gespannt auf unser Roadtrip-Abenteuer. Leihauto schon einen Monat vorher gemietet.
Es konnte losgehen – 3 Tage in Lissabon, 7 Tage runterwärts zur Algarve und dort die Gegend erkunden. Blöd nur, dass mir in Lissabon an Tag 3 aufgefallen ist, dass ich meinen Führerschein vergessen hatte.
Roadtrip gab es trotzdem, aber halt per Bus… 
3) Bei meinem Umzug letztes Jahr ist mir ein Eimer Farbe im Kofferraum irgendwie (ich betone, da lag Fremdeinwirkung vor) umgekippt. Was macht man denn so mit 5 Liter schwimmender weißer Farbe im Kofferraum?
Noch bevor also auch nur eine einzige Wand auch nur mit einem Millimeter Farbe in Berührung gekommen war, sah ich bereits aus wie ein Yeti und hatte Dip-Dye Hair. (Fragt nicht, wie lange es gedauert hatte, bis das wieder raus war. Und ja, der Kofferraum ist noch weiß)

4) Ich glaube, was das Reisen angeht, sollten andere möglichst jeden meiner Schritte überprüfen. Ich bin da prädestiniert für ungeplante Ereignisse. Und ich habe festgestellt, die sind bei Reisen oft eher unerwünscht bei meinen Mitmenschen.
Bei einem kurzem Spontan-Ryanair-Trip mit ein paar Freunden standen wir schon in der Schlange für’s Boarding, als mir auffiel, dass ich das Ticket nicht mehr bei mir hatte.
Einen Marathon durch den kompletten Flughafen später, kam ich schwer atmend mit besagten Dokumenten zurück. Hatte sie nach der Sicherheitskontrolle zusammen mit dem Plastikbehälter abgegeben.
Ach ja, seid ihr schon mal eine bergauf Rolltreppe runtergelaufen? Ganz schön anstrengend sag ich euch…

5) Es war in jener schwierigen Lebensphase, in der ich noch hin- und herschwankte, ob ich Barbiepferde oder doch Jungs interessanter fand, als ich mich eines Tages mit meinen Freundinnen in der Stadt verabredet hatte. Ihr wisst schon, jene Phasen, in denen du nicht genau weißt, ob du jetzt den neu gekauften Minirock (der eigentlich zu kurz ist) und die Absatzschühchen (in denen du nicht laufen kannst) oder doch die alte Jeans (die schon etwas zu kurz ist) und die Lieblingsturnschuhe (uncool) aus dem Kleiderschrank ziehen sollst. Natürlich wählt man Variante 1. Jungs und so. Auf der Zugfahrt musste ich leider dringend auf die Toilette – und ich weiß ja nicht, ob ihr das kennt…aber wenn man ganz eilig wieder weg will, das Röckchen viel zu flott wieder hochzieht und dabei sich eventuell etwas mit der Unterhose verfängt..und ihr merktschonjetztkommtderpeinlichemoment.
Ich sage es kurz: Ich bin stolz mit meinem Rock und den Absatzschuhen (ich höre noch das klickernde Geräusch im Ohr) und wippendem Pferdeschwanz zu meinem Platz zurückstolziert während hinten mein ganzer Popo rausgeschaut hat. Wirklich. Sehr. Peinlich.
Eine nette Dame hat mich dann irgendwann sehr viel später auf meine luftige Kehrseite hingewiesen. Hier nochmal ein Danke an den Rest der Welt.

6) Eine Geschichte, wie sich nicht mehr „ich“ sein könnte ist folgende: Zu Oberstufenzeiten haben eine meiner besten Freundinnen und ich mit konsequenter Regelmäßigkeit unseren Lieblingsclub aufgesucht. Da ich sowieso nie Geld hatte, war ich meistens der Fahrer – wie auch an besagtem Abend. Auf der Heimfahrt, völlig vertieft in uns und unser spannendes Leben, habe ich mich durch die halbe Stadt von der Polizei verfolgen lassen, bis diese uns schlussendlich mit Blaulicht, wild gestikulierend und mittels riskantem Überholmanöver zum Halten bewegen konnte.
Auf die Frage, warum ich nicht schon viel früher angehalten hätte, war meine Antwort, dass ich gedacht hatte, es handle sich um ein zu dicht auffahrendes Taxi. Wirklich so passiert. Wird in meine Memoiren eingehen.

Outfit
// weißer Tüllrock // Spitzentop // all Chicwish //
Fotos
// Foxes&Fairies//