
Ich wurde schon sehr oft gefragt, was ich denn eigentlich so mache. Also wenn ich nicht gerade in pastellfarbenen Kleidern auf Einhornjagd bin oder euch von Abenteuergeschichten aus dem Leben des Fuchsmädchens berichte.
Dann bei Ask vor kurzem die Frage: „Kennst du Menschen, die keinen geraden Lebensweg vorweisen können und was denkst du über solche Menschen“.
Ja, kenne ich sehr gut. Nämlich mich. Ab da dachte ich mir, ok, Frau Fuchs – es gibt da draußen viele solcher Wanderer. Schreib‘ etwas darüber.
Und es ist tatsächlich so, dass ich mich bisher sehr bedeckt gehalten habe was mein berufliches Leben angeht – nicht, weil ich auf geheimer Basis beim Staat angestellt bin und mein Beruf hoch geheim ist, sondern enfach, weil das gar nicht so leicht zu sagen war. Zumindest die letzten Jahre.

Also gut ihr Lieben, seid ihr bereit für eine kleine Geschichte?
Aber seid gewarnt, sie ist etwas länger und soll keinesfalls eine Geschichte mit Moral sein. Oder als gutes Beispiel dienen. Viel mehr geht sie an all jene, die vielleicht nicht genau wissen, wohin ihr Weg sie führen soll. Die ständig zweifeln und zaudern, jede Möglichkeit nicht nur 5 Mal, sonder lieber gleich 10 Mal von allen Seiten beleuchten. Solange, bis sie am Ende gar nicht mehr wissen, nach was sie eigentlich gesucht hatten.
Es gibt Menschen, die entscheiden sich mit 17 dafür Lehrer zu werden oder Informatiker. Manager. Arzt. Kaufmann. Sie wissen genau, wohin sie wollen, was sie können und gehen diesen Weg zielstrebig – ohne einen zweifelnden Blick zurück. Fast alle meiner Freunde sind so. Ich denke mir immer, meine besten Freunde zusammen könnten die Welt regieren. Ich bewundere sie sehr für ihren Mut, ihre Kraft und dafür zu wissen, wohin sie wollen.
Ich war nie so. Ich habe mein Abitur gemacht, weil ich mir dachte, wenn du das machst, dann stehen dir später alle Türen offen. Ohne zu wissen, von welcher Tür ich da eigentlich spreche. Ich war nie ein besonders guter Schüler, habe im Unterricht die meiste Zeit geträumt, Hausaufgaben habe ich immer nur abgeschrieben und Klausuren waren mir lästig – denn so oft erschien mir das, was wir zu lernen hatten einfach so unnötig. Für was? Das brauche ich doch sowieso niemals mehr. Der einzige Grund, der mich dennoch jeden Tag wieder meinen Weg ins Klassenzimmer finden ließ war der, das ich meine besten Freunde sehen konnte.


Mit dem Abitur in der Hand und all den offenen Türen vor mir betrat ich eine Welt, bei der ich komplett den Boden unter den Füßen verlor. So viele offene Türen. Zu viele. Was willst du? Was kannst du?
Ich hatte immer das Gefühl, nichts besonderes zu können. Also tat ich das, was man von mir erwartete. Ich studierte. Wurde Übersetzerin und Dolmetscherin für Spanisch und Englisch, denn ich dachte mir: „Fuchsmädchen, es kann nicht schaden, wenn du Fremdsprachen beherrscht. Da wird sich dann schon etwas für dich finden.“
In meinem Kopf sah ich mich als erfolgreiche Dolmetscherin bei Sendungen wie „Wetten, dass..“. Ja ich weiß, ich träume zu oft. Die Realität war eher so, dass mich das Studium einengte und langweilte und die Joblage so dunkel wie ein verbranntes Stück Toast war.
Arbeitslosigkeit. Und ich sage euch, es sind schwarze Zeiten, wenn du als motivierte Studierte das Arbeitsamt betrittst und es weinend als Hartz 4 Empfänger verlässt. Man fühlt sich wertlos. Aber man richtet das Krönchen wieder gerade, reckt den Kopf gen Sonne und geht weiter. Man hat ja noch so viel Zeit.

Dann der erste Job. Doch nach einem Jahr gefangen im Büroalltag war ich unendlich gelangweilt, rastlos und fühlte mich wie ein Tiger gefangen im Käfig. Das kann doch nicht alles sein! Ich musste da raus.
Gleichzeitig bewarb ich für eine Ausbildung zur Fotografin. Wieder eine Entscheidung, die mehr intuitiv war. Nach einem Gefühl von innen, das dir zuflüstert „das ist das richtige für dich, das wird dich glücklich machen“. Ich kann keine Bilderbuchgeschichte à la „Sie fotografierte schon von Kindesbeinen an“ vorweisen. (Gut, wir hatten daheim aber auch jahrelang gar keine Kamera) Nein, so war es nicht. Ich fand eher später meine Liebe zur Fotografie. Wenn ich fotografieren durfte, dann war das eine der wenigen Momente, in denen ich mich wirklich auf eine einzige Sache konzentrieren konnte, voll und ganz im Moment verloren war. Glücklich.
Aber ich konnte die Ausbildung nicht machen, ich konnte es mir schlicht nicht leisten, denn mit rund 300 Euro Lehrgeld kann man keine Wohnung bezahlen. Geschweige denn ein Leben. Wir sind 4 Kinder, da kann man auch nicht mal eben zu den Eltern gehen und nach Geld verlangen.
Unglückliche Zeiten, eine lange Beziehung geht kaputt doch wieder wird das etwas angekratzte Krönchen zurecktgerückt. Die Freunde stehen hinter dir. Eigentlich hast du doch schon noch genügend Zeit, oder?

Also startete ich ein zweites duales Studium im Marketingbereich. Uniwechsel nach einem halbem Jahr – die Details erspare ich euch.
Ich musste meine Gefühle und diese Unruhe irgendwie loswerden und begann mit meinem ersten Blog „Schneewittchens viele Kleider“ im Januar 2013. Rückblickend betrachtet war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Auch wenn mir das damals noch gar nicht so bewusst war, denn damals wollte ich einfach etwas Eigenes haben. Etwas hinter dem ich voll und ganz stehe. Eigentlich witzig, wenn man bedenkt, dass ich zuvor einen einzigen Blog gelesen habe und sonst rein gar nichts mit der Bloggerwelt zu tun gehabt hatte.
Hatte ich zwar endlich durch das Bloggen und das Fotografieren etwas gefunden, was mich einerseits unendlich glücklich machte, so führte ich dennoch ein Leben am Limit: Vollzeitjob in einer Werbeagentur. Wochenendstudium. Bloggen. Fotografieren. Reiten. Freund. Freunde. Familie. Und zwischendrin noch mein Umzug von Blogger zu WordPress. Foxes& Fairies entstand – mehr ich, aber auch noch mehr Arbeit.
Purer Wahnsinn.
Ich hatte das Gefül auf 10 Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, aber keinen der Tänze richtig zu beherrschen. Nur halb. Zeit, Zeit, Zeit schrie ich innerlich jeden Tag aufs Neue – ich brauche mehr Zeit!

Es ist klar, dass man ein solches Pensum nicht Ewigkeiten durchhalten kann. Die ersten Anzeichen sah man schon sehr viel früher. Unreine Haut – schlimmer als in meinen pubertären Hochzeiten. Der Körper lässt sich nicht alles gefallen, das ist klar.
Dieses Jahr im Februar kam, was kommen musste. Ein großer Knall. Zack, Bumm, Bäng. Kündigung – die Agentur hatte innerbetriebliche Probleme und Umstrukturierungen – für mich gab es keinen Platz mehr.
Traurig war ich nicht, denn eigentlich hatte ich mich schon von Beginn an fehl am Platz gefühlt.
Doch dann stehst du da. Bist 26. Fragst dich, wie lange du noch auf der Suche sein kannst. Weißt, dass du dich nun endlich entscheiden musst.

Es wurde Zeit für einen Soll-Ist-Vergleich:
Foxes&Fairies.
Mein Baby. Hier steckt sehr viel Carolina drin – am Schönsten aber für mich: Ihr. Mittlerweile bin ich kein Neuling mehr in der Bloggerwelt und bekomme sehr viel mit – es gibt sehr viel böses Blut und noch mehr böse Worte beim Bloggen. Hier niemals. Jeder eurer liebevollen, nachdenklichen, aufmunternden und witzigen Kommentare zeigt mir, dass das was ich mache das Richtige ist.
Die Fotografie.
Ich konnte keine Ausbildung machen. Aber ich habe nicht aufgegeben, wollte immer mehr lernen, habe mich verschuldet für eine neue Kamera. Nein, darauf bin ich nicht stolz. Ich empfehle es niemanden, denn Geldsorgen lasten schwer auf deiner Schulter.
Aber für meinen Traum war es die einzig richtige Wahl. Denn ich kann mit Gewicht auf meinen Schultern besser umgehen, als ohne Luft zum Atmen. Meine Fotografie-Webseite ist in Bearbeitung und wird bald online gehen. Baby Nummer zwei ist im Anflug. Die Shootings werden Stück für Stück mehr. Leute, die auf mich zukommen und fotografiert werden wollen. Ja, von mir! Ein Gefühl, das ich nicht in Worte fassen kann.
Der Job.
Auch, wenn die Fotografie gut läuft, die Miete ist davon noch lange nicht bezahlt – vielleicht eines Tages. Nichts könnte mich glücklicher machen. Doch bis es soweit ist, bin ich bei der Zeitung. Oh ja, das Fuchsmädchen hat einen neuen Job seit Juni. Weniger Büro, dafür mehr Menschen, mehr unterwegs. Klingt perfekt? Muss es gar nicht sein – fast perfekt reicht auch vollkommen. Mein arg lädiertes Krönchen und ich sind gespannt.

Das war eine lange Geschichte. Seid ihr unten angekommen?
Wie gesagt, es gibt weder eine Moral, noch ein „Und was lernen wir nun daraus..?“. Ich möchte euch zeigen, es gibt nicht immer den geraden Weg. Nicht jeder von uns kann so sein. Es gibt auch immer eine Handvoll Menschen, die über die Steine, Äste und Felsen klettern. Vielleicht, weil sie sich noch mehr erhoffen vom Leben. Weil sie zu viel nachdenken über das, was noch kommen könnte. Zu wenig Selbstvertrauen haben und sich denken – das schaffe ich doch ‚eh nicht! Oder weil sie einfach so sind wie sie sind.
Oft habe ich wach gelegen, geweint und mich selbst bemitleidet – aber wenn ich auch nur eines gelernt habe, dann das man mutig sein muss und an sich glauben muss.
Ich habe immer gedacht, dass ich niemals gut genug wäre für die Fotografie, nicht mithalten kann. Und sowieso gibt es Fotografen wie Sand am Meer. All das muss man über Bord werfen.
Ja, es mag viele andere geben. Na und? Du bist du.
Ja, sicherlich sind andere besser, haben bessere Ideen als du. Na und? Dann ist es vielleicht so.
Das was ihr machen wollt, ist nicht das, was sich eure Eltern für euch wünschen? Denkt euch nichts dabei, meine Oma wollte immer, dass ich Stewardess werde. Meine Mama trauert noch heute der verpassten Beamtenprüfung hinterher. Zumindest wusste ich immer, was ich nicht wollte…
Gehe nicht den Weg, den andere gut halten. Das klingt so banal. Wurde schon tausendmal gesagt. Aber schreibt es euch auf einen Zettel, klebt ihn in euer Tagebuch, an euren Badspiegel oder an einen geheimen Ort, den nur ihr kennt. Ganz egal, vergesst ihn nur nicht!

Outfit
// Blümchenrock – Chicwish// Strickpullover – Tally Weijl //
Fotos
// Foxes&Fairies via RC-6 //