An einem dieser Freitagmorgende rollten ein gelber und ein grauer Handgepäcktrolley über den Asphalt. Begleitet vom raschelnden Laub, das sich wie ein Teppich ab der Haustür bis zur U-Bahn Station ausgebreitet hatte. Als hätte ihn dort extra jemand ausgelegt. Der „Walk of Autumn“ führte uns vom bunten Deutschland direkt hinein ins noch viel buntere Istanbul.
Ein Wochenendtrip ist so eine verwegene Sache: Wenn man alle Fragen nach der Wochenendplanung mit einem einzigen Wort abklären kann, fühlt man sich einfach nur eines: L a s e r. Kurz weiß man, wie sich ein Rockstar fühlt. Eine Sekunde lang bin ich eine Mischung aus Gysele Bündchen (in Zwergenformat) und Miley Cyrus (ohne Wrecking Ball dafür mehr Kleidung) . Vielleicht hätte ich zur Vervollständigung doch noch die graue Schlabberhose tragen sollen. Nur so zum Spaß (nicht, dass wir nicht kurz darüber nachgedacht hätten).
Nun gut, jetzt drifte ich ab, zurück also zu dem, was ich eigentlich schreiben möchte: Nämlich, wie wunderschön diese Stadt ist. Wie unglaublich laut. Hektisch. Istanbul ist wie Kino – man möge mir beim nächsten Besuch Popkorn reichen. Istanbul ist ein Traum für Fotografen, eine einzige Location aus verwinkelten Gassen. Tausenden Graffitis. Unmengen an Gebäuden in jeglichem Zustand von modern-verglast bis Eltern-haften-für-ihre-Kinder. Istanbul riecht lecker. Ein ständiger Duft von würzig Gebratenem liegt in der Luft. Wie verdammt sprachlos man vor der Hagia Sophia steht. Ein Hybrid. Halb Moschee, halb Kirche. Und irgendwie beides. Ursprünglich für die Christenheit gebaut, zwischendrin mal dank Eroberung eine Moschee, war das jetzige Museum rund 1000 Jahre lang die größte Kirche der Welt. 1000 Jahre!
Istanbul ist diese verrückte alte Lady. Ein wenig laut. Ein wenig abgedreht. Aber im Chanelkostüm. Ein altes Kostüm. Schon ziemlich zerschlissen, aber wunderschön. Irgendwie scheint sie aus einer fernen Zeit zu kommen und trotzdem – oder gerade deshalb – hat man einen riesen Respekt und lauscht jedem ihrer Worte mit Andacht. So ist Istanbul.
Nach unserer Ankunft am Flughafen erwartete uns erstmal sehr viel Regen, noch mehr Taxis und unglaublich viel Trubel. Netterweise wurden wir vom Flughafen persönlich abgeholt. Bisschen turimäßig, denke ich mir. Schon nach 3 Minuten Fahrt werfe ich meinen Reisestolz über Bord und danke Allah, dass ich gefahren werde. In Istanbul selber Auto fahren? Please not.
Schiefes Kopfsteinplaster, verwitterte alte Häuser mit Graffitis und dazwischen ein Café ans nächste. Liebevoll dekoriert. Und irgendwie hipp – als wäre man plötzlich in Berlin. Irgendwie scheinen sie so gar nicht zum ganzen alten Rest zu passen. Und irgendwie doch. Ich hätte Tage damit verbringen können, nur von Café zu Café zu schlendern, dort einen türkischen Kaffee zu schlürfen (der nebenbei gesagt hell strong ist) und die Leute zu beobachten.
Katzen. Überall Katzen. Egal wohin man geht und blickt. Gut genährt, auf extra für sie ausgelegten Kissen sind sie die heimlichen Könige und Könniginnen der Stadt.
Auf der Galatabrücke wird vor allem eines getan: Gefischt. Und zwar den ganzen Tag. Die Fischer lassen sich von neugierigen Turisten, Handyfotografen und Schaulustigen nicht wirklich beeindrucken. Genau so wenig wie vom monsunartigen Regen, den wir übrigens Freitag und Samstag erleben durften. 4 Schirme haben es leider nicht ganz überlebt.
Flipper – die türkische Telefonzelle.
Das Gebäude rechts mit dem schwarzen Tuch überhängt wurde von meinem Freund übrigens als die „Black Pearl“ erkannt. Für alle, die sich schon immer gefragt haben, wo sie wohl zu finden ist. In Istanbul ist das. Straße müsste ich nochmal kurz googlen.
Für mich eines der absoluten Highlights: Der Große Basar. Auf 32 h reihen sich über 5000 Händler in einer Art überdachten Kupppelhalle. Nehmt Proviant mit. Nur für den Fall, dass man sich in diesem Labyrinth aus glitzernden Lampen, schillerndem Schmuck, leuchtenden Gewürzen, handbemalten Tellern, bunten Teppichen, Taschen und Tüchern irgendwie mal kurz für ein oder zwei Monate verläuft. Man kann schon mal 2-3 Wochen brauchen, um den Ausgang zu finden. Überall Gold und Silber und verdammt – wo ist mein Beatmungsgerät.
Die wundervolle und unvergleichliche Hagia Sophia bei Nacht. Ich habe im Inneren bewusst keine Fotos gemacht. Das Ausmaß und die Schönheit hätte ich niemals wiedergeben können. Und allein aus Protest lasse ich meine Kamera eingepackt, wenn ich neben all den Tablet und Handyfotografen stehe, die 300 schlechte Bilder eines Meisterwerks schießen – ohne es auch nur eine einzige Sekunde mal mit den eigenen Augen anzusehen.
Übrigens wurde das Monument in schlappen 5 Jahren mal eben hochgezogen. Mit über 10.000 Menschen auf einer einzigen Baustelle. Ja, pro Tag.
…der Moment, wenn man nur noch in einer hohen Piepstimme unverständliche Laute von sich gibt. Dann muss man ein Katzenbaby beim Frühstücken auf dem Schoß haben.
Menemen ist übrigens Teil des traditionellen türkischen Frühstücks. Eine Art Rührei mit Tomaten und – je nach Wahl zum Beispiel mit türkischen Käse. Unglaublich lecker. Das Foto mit der Aufschrift musste ich übrigens machen, um mir zu merken, wie das heißt. Die türkischen Begriffe sind wirklich eine Herausforderung!
Unser zauberhaftes kleines Apartment. Wie ein zuckriges Stück Torte. Mit Sahne obendrauf. In Rosa. Und Zuckerperlen.
Nein, das ist keine Sklavenarbeit. Wir haben gut dafür gezahlt. Genau genommen hat er uns so sehr genervt, dass wir ihm am Schluss wahrscheinlich einen Monatslohn gegeben haben. Aber gut, er hatte 40 oder 50 Kinder? Die können ja auch nicht von Luft und Liebe leben.
Wer sich noch für den modischen Part des Wochenendes interessiert, hier die Legende:
Outfit I
// Graue superbequeme Röhre von H&M // grauer Kuschelpullover gegen Monsunregen von Mango // (uralte) Lieblingsschnürer von Görtz // schwarze Umhängetasche von Pull & Bear //
Outfit II
// Fake Lederrock (superweich!) von Mango // weißer Strickpullover – auch Mango (ja, ich liebe das Zeug) // bekannte Schnürstiefeletten // Umhängetasche – same one – da Handgepäck und so /
Ich höre förmlich den Muezzin , ich rieche die Gewürze ,ich schmecke auch ein wenig Menemen und ich fühle meine Heimat ❤ . Danke , für diesen Post . Als wäre ich eben durch Istanbul geschlendert.
Es könnte kein größeres Kompliment geben, als diese Worte aus dem Munde einer Landsfrau 🙂
Genauso geht es mir auch! Und dabei war ich noch nicht einmal da. 😀
Der Blogpost weckt Reisegelüste! Ich verspüre plötzlich die Lust, mir einen Reiseführer aus dem Regal zu schnappen, die Nase hineinzustecken und in Gedanken durch die Straßen Istanbuls zu wandeln.
Vielen Dank! Du inspirierst in jedem deiner Posts! <3
GENAU das wollte ich. 😀
Also LOS LOS LOS! Raus mit dir in die Welt!
Herrliche Bilder & Beschreibung. Ich war auch in Istanbul zwischen 17-20 Oktober.
Du siehst alles mit einem ganz besonderen Auge und hilfts anderen die Welt richtig zu sehen.
Ich freue mich auf deine Posts
Liebe Gruesse aus Toronto
Dankeschön, Hakan. Das ist ein großes Kompliment!
Ah – du warst auch? Und wie hat es dir gefallen?
Wunderschöne Bilder.
Toll, was ihr in zwei Tagen alles gesehen habt. Istanbul wird definitiv auf die Reiseliste gesetzt 🙂
Deine Outfit´s sehen auch ganz toll aus. Perfekt zum durch die Stadt schlendern. Nur doof, dass ihr mit dem Wetter weniger Glück hattet.
Liebste Grüße, Josie
Dankeschön! 🙂
Ja, ich kann es wirklich jedem nur ans Herz legen, ich bin wirklich schwer begeistert!
Das mit dem Wetter war wirklich so krass, dass wir einfach nur noch darüber lachen konnten. Ich weiß wirklich nicht, wann ich zum letzten Mal in meinem Leben SO nass geregnet war. 😀
Wow! Tolle Bilder und Eindrücke. Das sieht nach einer gelungenen Woche aus.
Leider war ich dort noch nie, aber habe auch schon von diesem riesigen Basar gehört.
Du hast einem echt Lust auf Instanbuld gemacht!
Ich hinterlasse liebste Grüße,
Vanessa
Genau genommen war es nur ein Wochenende. Aber gefühlt waren es Eindrücke von mindestens einer Woche. 😀
Ich liebe deine Art zu schreiben, bitte hör nie damit auf!! 🙂 Wie Özge geschrieben hat, fühlt man sich wie wenn man direkt in Istanbul ist. Richtig toll!!
Danke für eine herzensliebe Nachricht! ♥
Du süßeste aller Bloggerfüchschen, ich bin auch endlich wieder mal hier!
Witzigerweise komme ich gerade aus Alanya zurück.
Da war es jetzt besonders witzig zu lesen, wie ähnlich alles scheint – und doch um 1000 Grad verschieden, wo es sich doch gerade mal ein paar Kilometer entfernt im gleichen Land befindet…
Ich muss bei uns auch sagen, dass der Markt wohl das absolute Highlight war. Ich kann mir vorstellen, wie wahnsinnig der in Istanbul gewesen sein muss!!!
Und ja, Katzenbabys so weit das Auge reicht *.* Nur doof, dass ich ne Allergie hab…. da kann man ja nicht einfach stehen bleiben!
Was ich super finde, dass du wohl die Möglichkeit hattest auch türkisch zu Essen. Die Freude blieb uns leider aus 😀
PS: Deine Bilder werden wirklich von Tag zu Tag noch schöner. Wie geht das?
JUHUU!!
Wie witzig – wie war denn Alanya? Sagt mir ehrlich gesagt gar nichts – und WIESO konntet ihr kein türkisches Essen genießen?!?! Fragen über Fragen. 😀
Übung, Übung, Übung.
Alanya… jaaa…. hm… also ich war vor ein paar Jahren in der größeren Stadt daneben, Antalya, und das war um einiges schöner. Es war so mega touristisch, dass es außer ‚Markenkleidung’Läden nichts anderes dort gab. WIRKLICH NICHTS ANDERES! Deswegen auch kein türkisches Essen. Wenn du türkisches Essen wolltest musst du erstmal ne halbe Std rausfahren. Schon krass. Und dabei will man doch im Urlaub die andere Kultur kennenlernen!
Weiter so <3
Das ist ja schrecklich!! Ich müsste schreiend reißaus nehmen. 😀
Wurde mein Kommentar jetzt abgeschickt? Normalerweise steht da was von wegen „Abgeschickt, wartet auf Bestätigung “ oder so, diesmal nichts… 🙁
WURDE ER 😀
Yuhuuuuu!
Ohhhh ein wunderbarer Post und die Bilder.. hach.. Istanbul ist eine Stadt, die ich auch unbedingt mal besuchen möchte.. So viele tolle Dinge, die du da beschrieben hast, da möchte ich gleich ins nächste Flugzeug fliegen und.. los gehts! 😀
Ein schönes Wochenende wünsch ich Dir! 🙂
Nadja <3
Dann los – 2,5 Stunden Flugzeit (von Nürnberg aus). Perfekt auch für einen Kurztrip! 🙂
Oh wie toll! Ich möchte auch so gerne mal nach Istanbul!
Herzlichst,
Melissa von http://roseoffashion.de/
Ich kann es wirklich jedem nur ans Herz legen – sooo toll war es!
Wow, so viele tolle Bilder. Ich bin noch nie in Istanbul gewesen, aber mittlerweile echt überzeugt, der Stadt mal einen Besuch abzustatten. 🙂
Tu das UNBEDINGT.
Du weckst mein Fernweh!
Ein wunderschöner Post!
Liebst, Alexandra
Dann habe ich mein Ziel erreicht. So gerne.
Oh, wie wunderbar! So schöne Bilder un dtolle Beschreibungen eures Wochenendes! Ich liebe Wochenendtrips, um Städte zu besuchen! Mein Mann war vor 2 Jahren auch mal in Istanbul und schwärmt seit dem davon, dass wir da auch unbedingt mal hin müssen! Aber er sagt, ein Wochenende wäre viel zu kurz. Wenn ich das hier aber so sehe, bekommt man ja schon einen super Eindruck und wenn es einem dann so super gefällt, kann man auch immer noch ein zweites Mal hinfahren! 🙂 Danke für die super schönen Inspirationen und die schönen Bilder! Ach, ich wollt mal fragen, worüber ihr das Apartement gebucht habt? War das über airbnb? Find das echt niedlich! 🙂
Liebste Grüße
Anna
Ich liebe es wie du das alles beschreibst und die Fotos sind toll!
Ich wollte schon vorher mal nach Istanbul, aber jetzt habe ich noch mehr Lust darauf bekommen, auf die Kultur und diesen Mix aus alt und modern.
Und der Basar! Ich war ja noch nie da, aber ich glaube, ich würde erstmal etwas überfordert mit offenem Mund da stehen und alles auf mich wirken lassen 😀
Danke für diesen sehr kurzen Kurztrip nach Istanbul 🙂
Liebe Grüße, Sin
schoensin.blogspot.de
Vielen Dank!
Ja, ich war auch absolut überfordert und bin erstmal gar nicht klar gekommen – mussten dann echt irgendwann gehen und später mit etwas Ruhe nochmal rein. Dann gings schon besser 😀